Zeit für junge Ideen – Große Resonanz bei der ersten Sprechstunde des Jugendbeauftragten der Stadt Kaufbeuren

Bereits zweimal musste die geplante Sprechstunde des Kinder- und Jugendbeauftragten des Stadtrats Kaufbeuren, Holger Jankovsky, coronabedingt ausfallen. Am vergangenen Mittwoch konnte aber dann endlich der direkte Austausch zwischen Beauftragten und Jugendlichen stattfinden.

Die Räumlichkeiten des Eckpunkts des Stadtjugendring Kaufbeuren waren hierfür ideal geeignet. „Für viele Jugendliche ist der Eckpunkt schon ein zweites Wohnzimmer. Durch die zentrale Lage in der Fußgängerzone ist er außerdem leicht zu erreichen und viele Jugendliche kommen einfach so vorbei“, erläutert Till Nissle, der als pädagogischer Mitarbeiter des Stadtjugendrings die Sprechstunde begleitete.

Angetan war Jankovsky von der Vielfalt der von den Jugendlichen angesprochenen Themen. „Jugendliche von heute sind politisch. Sie interessieren sich sehr für gesellschaftliche und Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit oder unser Sozialsystem. Ihr Interesse liegt nicht nur bei Freizeit und Party, auch wenn dies natürlich ebenfalls kurz angesprochen wurde“, resümiert Jankovsky die 3,5 Stunden dauernde Veranstaltung.

Die angesprochenen Themen waren dabei so unterschiedlich wie die Teilnehmenden. „Pfand gehört daneben“ war hier zum Beispiel eine klare Forderung von Katharina Huber. „Wenn Menschen schon auf das Sammeln von Pfandflaschen angewiesen sind, dann sollten sie nicht unwürdig im Müll wühlen müssen. Andere Städte haben hier schon längst durch separate Sammelbehälter Abhilfe geschaffen!“

Auch eine attraktive Altstadt liegt den Jugendlichen am Herzen. Sie monierten, dass es viel zu viel Verkehr und abgestellte Autos in der Altstadt gebe, darunter leide die Aufenthaltsqualität sehr.

Außerdem sprachen sie den inzwischen eingestellten Citybus an. Kostenfreier öffentlicher Personennahverkehr ist für die Jugendlichen extrem wichtig, so können aus ihrer Sicht wichtige Klimaziele schneller erreicht werden. Mit einer Anbindung nach Neugablonz wäre der Citybus für die Jugendlichen noch attraktiver gewesen. Dagegen begrüßten sie aber die Angebote des Kaufbeurer Busverkehrs. Mit den Jahreskarten der Fahrgast Offensive Ostallgäu habe man für Jugendliche schon so etwas wie das 365-Ticket, also die Benutzung des ÖPNV für unter einem Euro am Tag. Und auch die Anrufsammeltaxis seien geeignet, um auch abends wieder in die entfernteren Stadtteile zu kommen. Allerdings waren vielen Jugendlichen diese Angebote nicht bekannt. „Hier könnte man nochmal in der Öffentlichkeitsarbeit nachlegen“, regte Till Nissle an.

Sport und Bewegung waren die Themen von Johannes Lerf und Willi Ostenrieder. Beide sind schon länger bei der Parkourabteilung des TVK aktiv. Parkour ist eine Art Hindernislauf im urbanen Raum. Wände, Bänke, Brücken oder Unterführungen dienen als Hindernisse und sollen durch Kombination verschiedener Bewegungen so effizient wie möglich überwunden werden. „Wir haben leider kaum Trainingsmöglichkeiten in Kaufbeuren. Oft gibt es auch Konflikte mit Anwohnern oder Passanten. Ein Parkourpark wäre da schon toll“, meinte Johannes Lerf. Hier konnte Jankovsky auf das gerade entstehende Sportentwicklungskonzept und die damit verbundenen Beteiligungsmöglichkeiten hinweisen. „Es ist schön, wenn unser Anliegen auch Gehör findet“, fand Willi Ostenrieder.

Alle Jugendlichen wollen ihre Anliegen beim Jugendforum am 5.April auch nochmal der Öffentlichkeit präsentieren. Durch den coronabedingten Ausfall des Forums in den letzten zwei Jahren hat die Beteiligung der Jugendlichen an politischen Prozessen in Kaufbeuren stark gelitten. Das möchte Jankovsky nun in Zusammenarbeit mit dem Stadtjugendring und den Jugendlichen selbst aufholen.

Aus den Reihen der Jugendlichen sollen am Jugendforum zwei Stadtjugendsprecher gewählt werden. Diese sollen alle Jugendlichen in Kaufbeuren vertreten und werden eng mit den Mitarbeitern im Eckpunkt und mit dem Jugendbeauftragten in Kontakt stehen. „So kann es uns gelingen, die Anliegen der Kaufbeurer Jugend auf dem kurzen Dienstweg zuverlässig und sicher in den Stadtrat zu bringen“, hofft Till Nissle.

Natürlich wird es aber auch weiterhin Formate geben, in denen alle Jugendlichen ihre Meinung äußern können. Neben Besuchen im Jugendzentrum hat der Jugendbeauftragte daher auch schon die nächste Sprechstunde im Eckpunkt fest eingeplant. „Jugendarbeit lebt vom direkten Austausch und den werden wir jetzt festigen“, meint Jankovsky abschließend.