Geschlechtergerechtigkeit und Armutsbekämpfung

Die Monatsblutung nimmt keine Rücksicht auf den Zeitpunkt oder die Lebenssituation, lässt sich nicht beeinflussen oder regulieren. Oft kommen Mädchen und Frauen unerwartet in Situationen, in denen sie umgehend Damenhygieneartikel benötigen. In Schulen ist eine Versorgung mit diesen Produkten nicht sichergestellt. Durch die gesellschaftliche Tabuisierung der Menstruation existiert zudem eine nicht zu unterschätzende Hemmschwelle gerade bei Mädchen und jungen Frauen, wenn sie nach Damenhygieneprodukten fragen müssen. Eine diskrete Abgabe der Produkte ist daher anzustreben. Daher werden nun nach Antrag der Stadtratsfraktion der GRÜNEN Kaufbeuren zukünftig 12.000 € im Haushalt bereitgestellt um Periodenprodukte in den Toiletten der Kaufbeurer Schulen künftig kostenlos bereit stellen zu können.

„Die sogenannte Periodenarmut ist ein immer größer werdendes gesellschaftliches Problem. Fast jede vierte Frau in Deutschland hat finanzielle Mühe, sich mit Hygieneprodukten während ihrer Periode zu versorgen“, äußerte Holger Jankovsky, Kinder- und Jugendbeauftragter der Stadt Kaufbeuren, in den Haushaltsberatungen.

1.000 Frauen – aber auch 1.000 Männer, da es sich um ein gesamtgesellschaftlich relevantes Thema handelt – zwischen 16 und 45 Jahren nahmen an einer bundesweiten Umfrage teil. Jede zweite Frau gab dabei an, sie würde sich besser mit Tampons und Binden versorgen, wenn diese weniger Geld kosteten. Bei den 16- bis 25-Jährigen war der Anteil sogar noch höher. Jede zehnte Frau gab zudem an, den Wechsel von Binden, Tampons oder Slipeinlagen wegen Geldmangels hinauszuzögern – und riskiert damit (wissentlich) schwerwiegende gesundheitliche Probleme, wie das toxische Schocksyndrom oder eine Infektion.

Die Stadt Kaufbeuren vermag mit dieser Maßnahme das Problem sicher nicht lösen, aber kann hier Vorreiter sein und mit dieser Maßnahme vielleicht auch andere Kaufbeurer Einrichtungen und Institutionen zum Umgang mit diesem wichtigen Thema anregen.

Auch die Mitglieder der Schülerorganisation Kaufbeuren SchoK begrüßen in ihrer Rolle als Vertreterinnen und Vertreter der gesamten Kaufbeurer Schülerschaft ein entsprechendes Vorgehen an Kaufbeurer Schulen:

„Im Jugendforum 2022 wurde von Schüler:Innen unserer Stadt auf dieses Thema aufmerksam gemacht und es freut uns sehr, dass der Antrag dieses wichtige Thema aufgreift. Wir sehen in unserer Gesellschaft immer wieder, auch durch den kommerziellen Vertrieb von Periodenprodukten, eine Schlechterstellung der Frau. Unsere Aufgabe als politisch interessierte Menschen ist es, dieser Diskriminierung entgegenzuwirken, indem wir eine selbstverständliche kostenlose Bereitstellung von Periodenprodukten an allen Kaufbeurer Schulen unterstützen. Durch dieses Programm wird den Schüler:Innen ein normaler Umgang mit dem Thema Periode gelehrt und so kann eine Enttabuisierung kommen. Das Thema liegt uns als Schülerorganisation sehr am Herzen und wir wünschen uns, dass Kaufbeuren mit diesem Schritt einen kleinen Schritt in Richtung der endgültigen Gerechtigkeit macht.“