Jugendbeauftragter des Kaufbeurer Stadtrats besucht Jugendzentrum Kaufbeuren

Erschwerte Bedingungen für die Offene Jugendarbeit durch Corona

Schon lange hatte Holger Jankovsky, Jugendbeauftragter des Stadtrates, geplant, die Kaufbeurer Jugendzentren zu besuchen. Im vergangenen Jahr war in den Jugendzentren aber wegen geltenden Coronabeschränkungen kaum ein Betrieb möglich, so dass der Besuch erst am vergangenen Freitag nachgeholt werden konnte. Dem Jugendbeauftragten war es dabei wichtig, einfach einen ganzen Öffnungstag die Pädagogen zu begleiten, ohne große Ankündigung im Vorfeld. „Viele Jugendliche scheuen den Besuch des Jugendzentrums, wenn sich ganz offiziell Vertreter der Stadt ankündigen. Es ist aber wichtig, gerade in diesen Zeiten mit ihnen in Kontakt zu treten“, so Jankovsky zu dem Vorgehen. 

So verzeichnete das Jugendzentrum an diesem Abend auch 15 Besuchende die gemeinsam mit den Pädagogen und dem Jugendbeauftragten alkoholfreie Cocktails mixten, Billard spielten oder einfach nur ratschten. „Mit der Besucherzahl sind wir überhaupt nicht zufrieden. Durch die uns auferlegten Zugangsregeln hatten wir kaum noch Jugendliche über 14 Jahre im Haus und alle über den Sommer erarbeiteten Kontakte sind abgebrochen“, beklagt Gunnar Schulz, Sozialpädagoge im Jugendzentrum. Das Problem dabei war, dass für Jugendliche bis 13 Jahre mit Schülerausweis eine Ausnahmeregelung griff, für 14-18-jährige aber dagegen 2G galt. Dies stößt auch bei Jankovsky auf Unverständnis:

„Zum einen brauchten Jugendliche für die Impfung das Einverständnis ihrer Eltern, konnten also im Gegensatz zu Erwachsenen nicht selbst entscheiden, ob sie mit den strengen Regeln leben wollten oder nicht. Zum anderen dürfen sie aber jeden Tag mit ihren Klassenkameraden den ganzen Vormittag in einem Zimmer sitzen, nachmittags aber nicht zusammen Angebote der außerschulischen Bildung wahrnehmen. Und das, obwohl es sich gerade dort um einen kontrollierten und geschützten Raum handelt! Jugendliche wurden damit de facto in einen Lockdown geschickt“. 

Genau deswegen beteiligten sich die Mitarbeitenden des Jugendzentrums auch an der Kampagne des Bayerischen Jugendrings #jungundausgeschlossen. „Das wenige was du tun kannst ist zwar immer noch viel, aber Jugendliche ohne Jugendverband haben keine Lobby. Derweil leiden aber sie gerade besonders unter fehlenden Sozialkontakten oder treffen sich dann eben unkontrolliert draußen oder bei sich zu Hause, machen sich aber wegen der Coronaregeln dann mitunter sogar strafbar. Unsere Aufgabe ist es, ihnen eine Stimme zu geben“, so Tamy Rehder, Pädagogin im Jugendzentrum. Die Kampagne des Bayerischen Jugendrings führte letztlich zum Erfolg und die Regeln wurden insoweit angepasst, dass zukünftig alle Kinder und Jugendlichen, die in der Schule regelmäßig getestet werden, wieder Angebote der Jugendarbeit wahrnehmen dürfen.

Um das Infektionsrisiko zu mindern und auch zukünftig trotz wechselnder Coronaregeln ein kontinuierliches Angebot für Alle bieten zu können, möchten die Mitarbeitenden des Jugendzentrums sobald es das Wetter zulässt ihren Betrieb wieder an den JUZE-Container im Wertachpark verlagern. Draußen und unter freiem Himmel können dann niederschwellige Angebote stattfinden. Da aber immer zwei Pädagogen vor Ort sein müssen, das Team des Jugendzentrums aber nur aus drei Personen besteht, heißt das im Umkehrschluss, dass dann das Jugendzentrum im Stadtkern unter Umständen geschlossen bleiben muss und damit ein wichtiger Treffpunkt und Schutzraum wegfällt. „Wir versuchen trotz unserer dünnen Personaldecke solange und so oft es geht beide Einrichtungen zu öffnen. Aber das gelingt uns nicht immer. Befriedigend ist das nicht, aber so können wir wenigstens wieder neue Kontakte aufbauen“, sagt Gunnar Schulz.

Jankovsky zollt den Mitarbeitenden des Jugendzentrums hohe Anerkennung. „Hier wird auch weiterhin unter schwierigsten Umständen professionelle pädagogische Arbeit geleistet. Die Mitarbeitenden sind wichtiger Ansprechpartner bei Sorgen, Ängsten oder  Notlagen, wenn es sein muss aber auch mal Kumpel, großer Bruder oder Schwester. Man kann es nur begrüßen, dass mit den Beschlüssen vom 25.01.22 wieder alle Schülerinnen und Schüler Angebote der Jugendarbeit wahrnehmen können. Dabei ist es wichtig, die Jugendlichen nicht nur als Schüler zu sehen, sondern als junge Menschen mit all ihren Bedürfnissen. Unter all der Freude über die neuen Beschlüsse sollten wir aber auch Jugendliche, die nicht mehr die Schule besuchen, aber noch nicht volljährig sind, nicht vergessen.“ 

Weitere Besuche des Jugendbeauftragten sind in Planung.