„Nun tritt auch im Allgäu offen zutage, was im ganzen Land für Kopfschütteln sorgt: Die Bahn-Infrastruktur wurde jahrzehntelang auf Verschleiß gefahren“, erklärt der Umwelt- und Mobilitätsbeauftragte der Stadt Kaufbeuren und grüne Stadtrat Marcus Kühl. Verantwortlich seien aus seiner Sicht vor allem die früheren CSU-Bundesverkehrsminister Ramsauer, Dobrindt und Scheuer, die zu wenig in den Erhalt und die Modernisierung des Schienennetzes investiert hätten.
Für Bahnreisende aus Kaufbeuren in Richtung München kündigt sich nun die nächste Verschlechterung an. Schon seit Dezember 2021 wurden die umsteigefreien Verbindungen in die Landeshauptstadt nahezu halbiert – jetzt droht durch mehrere Langsamfahrstellen zwischen Buchloe und München eine weitere Fahrzeitverlängerung um rund 15 Minuten.
„Wenn dann auch noch die Anschlüsse in Buchloe verpasst werden, sprechen wir schnell von mindestens anderthalb Stunden Reisezeit – da waren die Züge in den 60er- und 70er-Jahren schneller“, so Kühl. Er befürchtet zudem, dass durch die längeren Fahrzeiten weitere Direktverbindungen gestrichen werden könnten. „Die Kapazität der Strecke sinkt, und am Ende bleiben wohl wieder die alten Dieselzüge aus dem Ober- und Ostallgäu als erstes auf der Streichliste stehen – ein Rückschritt, der sich vermeiden ließe, wenn die Elektrifizierung der Allgäubahn nicht seit Jahren verschleppt worden wäre.“
Auch der jüngst beschlossene Beitritt Kaufbeurens zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) könne daran nur wenig ändern, warnt Kühl: „Wenn Bahnfahren immer unzuverlässiger und zeitaufwendiger wird, steigt niemand freiwillig um. Dann werden noch mehr Menschen ins Auto steigen – mit allen bekannten Folgen: volle Straßen, mehr Staus und steigende Emissionen.“