Rückschau. Energie-Forum Kaufbeuren.

Zu Gast beim Energieforum in Kaufbeuren (von links): Eberhard Löffler (sonnen GmbH, Wilpoldsried), MdL Ludwig Hartmann (Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag), Dipl. Ing. (FH) Martin Sandler VDI (Geschäftsführer EFG Sandler Solar- und Heizsysteme, Kaufbeuren) , Frank Backowies (Prokurist Stadtwerke Würzburg AG), Dr. Günter Räder (Vorstand Grünen-Kreisverband Ostallgäu/Kaufbeuren) und Hubert Endhardt (Grünen Kreisrat Ostallgäu).

Im Dezember letzten Jahres beschloss die internationale Staatengemeinschaft beim 21. UN-Klimagipfel in Paris den Anstieg der globalen Erderwärmung auf deutlich unter 2°C gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung zu senken. Das Erreichen dieses ambitionierten Ziels ist nur möglich, wenn unverzüglich mit einer konsequenten Klimaschutzpolitik begonnen wird.

Um mehr über Einsparmöglichkeiten auf regionaler Ebene zu erfahren, lud die Allgäuer Europaabgeordnete Barbara Lochbihler gemeinsam mit der Kreistagsfraktion und dem Kreisverband von Bündnis90/Die Grünen Ostallgäu zum Energie Forum nach Kaufbeuren ein. Das „Große Ganze” und dessen „Bausteine” zogen sich an diesem Tag als Leitbegriffe durch alle Beiträge und Ansätze: Die Ziele von Paris können nur dann erreicht werden, wenn sie auf allen politischen und administrativen Ebenen gemeinsam angepackt sowie die Gesamtheit des Energieverbrauchs mit all ihren unterschiedlichen Potenzialen angegangen wird.

Fraktionssprecher Hubert Endhardt, der die Veranstaltung moderierte sagte bei der Vorstellung der Referenten: „Wir müssen die Ergebnisse des Klimagipfels von Paris in Bayern und vor Ort umsetzen. Aus diesem Grund haben wir Referenten mit sehr konkreten Vorschlägen zu Wärme, Speicherung und Elektromobilität eingeladen. Wir müssen auch im Ostallgäu und Kaufbeuren schnellstmöglich in die konkrete Umsetzung gehen.”

Ludwig Hartmann lobte die Bürgerinnen und Bürger, die in der Vergangenheit in Sachen erneuerbare Energiegewinnung und Emissionseinsparung vieles richtig gemacht hätten. 2015 sei jede dritte Kilowattstunde bereits aus Ökostrom produziert worden. Zeitweise habe es in den vergangenen Monaten sogar ein Überangebot an Strom gegeben, sodass beispielsweise an Ostern Minuspreise auf dem Strommarkt geherrscht hätten. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag forderte daher einen schnelleren Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Energiegewinnung.

Eberhard Löffler von der Firma sonnen GmbH berichtete über Möglichkeiten intelligenter Energiespeicherung. So sei es nicht nur möglich Energie durch Photovoltaikanlagen im Haus zu speichern, sondern mehrere Haushalte an unterschiedlichen Orten über Bilanzkreise dahingehend zu vernetzen, dass überschüssige Energie dorthin geleitet werden könne, wo sie benötigt wird.

Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Elektromobilität erläuterte Frank Backowies von den Stadtwerken Würzburg. Die Nachfrage habe in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Die Herausforderung liege nun im Ausbau der Ladeinfrastruktur. Im Juni 2015 seien in Deutschland 37.600 Elektrofahrzeuge gemeldet gewesen, allerdings habe es gleichzeitig nur 5.571 öffentlich zugängliche Ladestationen gegeben. Im Allgäu habe der mittlerweile aus zehn Unternehmen bestehende Verbund „Ich tanke Strom” seit 2010 bereits 110 Ladestationen geschaffen.

Martin Sandler von der Firma EFG Sandler wies mit Hinblick auf das Ziel der Emissionseinsparungen darauf hin, dass nur 20,6% des Energieverbrauchs in Haushalten aus dem Stromverbrauch resultiere. Den Großteil des Verbrauchs bilde die Wärme, primär durch das Heizen und den Warmwasserverbrauch. Sein Unternehmen verbinde daher intelligente Heizungssysteme mit der Wärmespeicherung für die er vor kurzem den Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk erhalten hat.

Barbara Lochbihler bemängelte, dass die Europäische Union zwar zahlreiche und ambitionierte Maßnahmen für den Klimaschutz erlassen hat, gleichzeitig jedoch die Europäische Kommission weiterhin an der Atomkraft festhält. Günter Räder rief dazu auf, am 23. April zur Anti-Atom-Demo nach Gundremmingen zu fahren. Die technischen Möglichkeiten für ein früheres Abschalten seien gegeben. Außerdem gedenke man in diesem Jahr den Nuklearkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima vor 30 bzw. 5 Jahren.